2. Die Gründerzeit ab 1874-1934

Losauswahl53 Gemeinden im Amtsbezirk Burglengenfeld warten 1870 auf die Aushändigung einer Saug- und Druckspritze, was durch Beschluss der königlichen Regierung abgesegnet wird. Die Lösung für die gerechte Zuweisung des technischen Geräts sieht der Distriktat in einem Losverfahren, das am 30.11.1870 durchgeführt wird. Dietldorf kommt bei diesem Losverfahren auf Platz 41. Voraussetzung ist "der Besitz eines zur sicheren Aufbewahrung der Spritze geeigneten Lokals". Übrigens, vor den Dietldorfern liegen im Losverfahren die Rohrbacher auf Platz 4, die Lanzenrieder auf Platz 23 und die Emhofer auf Platz 29.
Die Firma Dominikus Kirchmeier aus München wird mit der Produktion beauftragt. 6 Spritzen sind zum Zeitpunkt des Losverfahrens bereits eingetroffen; mit einer Jahresproduktion von ca. 10 Spritzen kann gerechnet werden. Das bedeutet also für Dietldorf, dass bis zur Übergabe mit einer Wartezeit von 4 Jahren zu rechnen ist.
Die Saug- und Druckspritze ist mit einem doppelt dreizölligen Pumpwerk versehen, kann in der Minute ca. 2 Eimer Wasser auf eine Entfernung von 70 Fuß werfen; erfordert 4 Mann Bedienung; hat als Zubehör zwei lederne Saugschläuche und 75 Hanfschläuche; dazu einen Zweirädrigen Wagen.
Die offizielle Gründung der Dietldorfer Feuerwehr darf mit dem Termin der Aushändigung datiert werden, und zwar am 24.08.1874.
Im Gegensatz zu den anderen Wehren (z.B. Emhof) liegt kein Gründungsprotokoll vor. Das ist auch der Grund, warum das kgl. Bezirksamt 1905 zu Daten der Gründung nachfragte. Aus der Meldung des Bürgermeisters geht folgendes hervor:
Gerade mit dem Hinweis auf die Gründung der Dietldorfer Feuerwehr ist es eine angenehme Pflicht, den eigentlichen Motor zu würdigen, dem sich nicht nur die Dietldorfer, sondern fast alle Wehren unserer Heimat verpflichtet fühlen müssen. Seine Schwester Antonie erkennt ohne falschen Familienstolz, dass es ihm Freude machte, die Bauern für Verbesserungen zu gewinnen. Er stand selbst schon um 4 und 5 Uhr morgens bei den Kühen und Pferden auf dem Acker. "Die Feuerwehr im Bezirke Burglengenfeld verdankt Maximilian von Tänzl zum größten Teil ihre Gründung und Vorbereitung. Als Bezirksfeuerwehrvertreter opferte er viele Sonntage, um die Landgemeinden von der Notwendigkeit einer Ortsfeuerwehr zu Überzeugen. Der Staat dankte ihm seine Mühen mit verschiedenen Auszeichnungen."
Die treibende Kraft der Dietldorfer Feuerwehr, Maximiliean von Tänzl, aber auch Stolz der Dietldorfer mag es gewesen sein, dass mit finanzieller Unterstützung des Schlosses im Jahr 1878 das Dorf die Fahnenweihe der noch jungen Wehr feiern durfte. Die bescheidene Fahne - ca. 2,20m x 1,20m - trägt auf der einen Seite den Schriftzug "Freiwillige Feuerwehr Dietldorf" , auf der anderen "Gut Heil".
Die weitere Entwicklung und Organisation war bestimmt von der Feuerlöschordnung der Distriktpolizei vom 25.11.1882, welche den Umgang mit der Technik, aber auch den Ausbildungsstand der Wehrmänner regelte:
So z.B.

  • Sorge um den Zustand der Löschgeräte durch die Gemeinde
  • Mindestausstattung:2 Feuerleitern, 3 Feuerhaken, Brandeimer in jedem Haus sowie ein "Löschbesen" (Feuerpatsche)
  • 2 Pflichtübungen im März und September mit Kontrolle des Löschgeräts
  • Verbot anderweitiger Nutzung des Feuerwehrhauses

Eine erste exakte Mitgliederliste aus dem Jahr 1892 gibt Aufschluss darüber, dass das Interessen etwas abgenommen hat, da der Bestand der Aktiven nur mehr mit 44 beziffert wird; allerdings werden 12 außerordentliche Mitglieder aufgelistet. Für ihre Mitgliedschaft bezahlen die Wehrmänner vierteljährlich 30 Pfennig.
Auf die Bürgermeister unserer Gemeinden wurde 1897 verstärkt Druck ausgeübt, sich der Schlagkraft der Wehren anzunehmen, als Auswärtige bei der Bekämpfung einer Brandkatastrophe in der Pflegeanstalt Reichenbach zu Spät kamen. Zu dieser Zeit obliegt die Schlagkraft der FFW in unserem Bezirk noch immer Herrn Baron Maximilian von Tänzl. Es kommt zu einer Zweiten großen Gründungswelle um 1899.
Somit befinden sich in unserer Heimat in jeder Gemeinde mit Ausnahme von Kirchenödenhard Feuerwehren. Kirchenödenhard allerdings meldet im Jahr 1905 ihre Gründung mit 16 Mitgliedern.
Dass es der Feuerwehrverband ernst nahm mit der Schlagkraft seiner Wehren, beweisen die ersten Inspektionsberichte. So z.B. die Inspektion vom 04.09.1898, bei der man auch die Emhofer begrüßte, die an diesem Tag in einer Gründungsversammlung in Dietldorf ihren Verein offiziell aus der Taufe hoben. Besonderen Wert legte man bei den Inspektionen auf die Vollzähligkeit der Wehrmänner und versuchte dies mit gesetzlichen Mitteln durchzusetzen. Als am 14.06.1908 um 13:30 Uhr bei der anberaumten Inspektion der Bauer Johann Schreier von Matzhausen fehlt, stellt der Bezirksinspektor den Antrag zur gerichtlichen Strafverfolgung.
Seite 67Die Dietldorfer denken zu diesem Zeitpunkt, im Jahr 1900, bereits zum ersten Mal an den Bau eines neuen Feuerlöschgerätehauses. Wenn gleich schriftliche Unterlagen den genauen Termin für den Aufbau eines Gerätehauses nicht nachvollziehen lassen, so ist sicher, dass bald darauf an der östlichen Schloßmauer neben dem Haupttor ein einfacher Bretterschuppen zur Unterbringung der Geräte erstellt wurde.
Ein Kraftakt für die Dietldorfer Wehrmänner musste 1909 bewältigt werden, als in der Nacht vom 4. - 5.Februar wegen starken Bodenfrost und unerwarteten Regens das ganze Vilstal überschwemmt wurde. Die Nachforschungen des früheren Lehrers Oslislo dokumentieren die Katastrophe so:

"Das Wasser stieg in der Nacht 1,5m hoch im Dorfe. Brausend floßes im Tale, Holz, Möbeln und allerlei Tiere mit sich führend. Nur mit Mühe konnten die hiesigen Landwirte ihr Vieh vor den reißenden Fluten retten. Meterhoch stand das Wasser in den Wohnungen und richtete an Gebäuden und Mobilar großen Schaden an. An mehreren Häusern sind noch Markierungen angebracht, die den Hochstand des Wassers anzeigen."

Und die Schwandorfer Volkszeitung schreibt:

"Grauenhaft sieht es in Dietldorf aus. Besonders hart wurde da mit genommen der Schmid Bauer; dem 2 Kühe und ein Kalb ertranken. Auch der Stadel und der Schweinestall, der Backofen sowie die sog. Schlagbrücke wurden von den Wellen verschlungen und das Wohnhaus zum Teil ruiniert."

Kaum waren die durch das Hochwasser entstandenen Schäden beseitigt, da wurde erneut Großalarm für die Dietldorfer Feuerwehr ausgelöst.

"Der trockene Juli 1911 begünstigte die rasche Einbringung der Ernte. Mit dem Dreschen begann mit der dampfenden Dreschmaschine beim Gasthaus Graf. Am 12.8.1911 nach der Brotzeit gegen 9.30 Uhr legte der Maschinist kräftig nach und durchstieß dabei die Feuerung. Funken wurden von einem starken Ostwind in den nahegelegenen Stall getragen und fanden im trockenen Heu genügend Nahrung. In kurzer Zeit standen sämtlich Wirtschaftsgebäude in Flammen und brannten bis auf die Umfassungsmauern nieder. Von dem starken Ostwind wurden die brennenden Schindeln über die Vils getragen und fielen auf das Dach des Schmiedemeisters Bolz. Der Wind und die ausgetrockneten Strohdächer der Häuser und Wirtschaftsgebäude gaben den wütenden Flammen immer neue Nahrung. Von hier griff das Feuer auf die folgenden Landwirte über: Beer, Knaus, Wein, Rödl und Reindl. Nur mit Mühe konnte das Vieh aus den Ställen getrieben und etwas Mobilar und Wäsche gerettet werden. Die ganze Habe und Ernte wurde ein Raub der Flammen. Diese griffen auf den Schulberg über, und es war grauenhaft, die brennenden Bäume anzusehen. Durch den Waldbrand waren die Gebäude Philippshof und Haunberg bedroht. Da das Klassenhaus der Volksschule kein Feuer fing, legte ein zehn jähriger Junge im Treppenhaus Feuer. Sein Wunsch ging aber nicht in Erfüllung. Die hiesige Feuerwehr versuchte mit den Feuerwehren der Nachbargemeinden, die sogar aus Schwandorf und Regensburg zu Hilfe kamen, den Brand zu bekämpfen. Infolge der starken Hitze konnten sie aber nur wenig ausrichten und beschränkten sich auf die anderen Gebäude des Dorfes.
Groß war nun die Not der Geschädigten, da das gesamte Getreide und Viehfutter vernichtet war. Aber es fanden sich einsichtsvolle Landwirte in den Nachbarorten, die Getreide, Futtermittel und Holz spendeten. Eine Landessammlung und eine persönliche Geldgabe des Königs Ludwig von Bayern linderten die Not, und es gelang die Gebäude wieder aufzubauen."

Kaum zwei Jahre später waren die Dietldorfer Wehrmänner im gleichen Anwesen der Gastwirtschaft Graf, Hausnummer 24, ein zweites Mal gefordert, als eine Petroleum einen Deckenbrand in der Wirtsstube auslöste. Im Brandprotokoll wird von Brandversicherungsinspektor Schäfer aus Amberg die unsachgemäße Anbringung der Petroleumlampe, aber auch die gefährliche Aufstellung eines Ofens auf dem Bretterboden eines Schlafzimmers im 1.Stock gegenüber dem Besitzer der Gastwirtschaft, Herrn Baron von Tänzl, moniert.
Wenngleich die Dietldorfer durch die genannten Katastrophen gebeutelt wurden, so "lebten sie doch in geordneten Verhältnissen und waren fast alle finanziell gut gestellt. Leider dauerte die ruhige Zeit nicht lange. Graue Wolken zogen am politischen Himmelauf, und das Gewitter entlud sich durch die Schüsse in Sarajewo am 28.Juni 1914." Der erste Weltkrieg brach aus. Die wehrfähigen Männer unserer Pfarrei wurden erfasst. 46 kehrten nach Kriegsende nicht mehr zurück. Somit kam es auch zu personellen Engpässen bei den Feuerwehren, denen man mit Bestimmungen zum "Löschwesen in Kriegszeiten" - Absender ist die Regierung der Oberpfalz - vom 24.04.1915 begegnen wollte. die Gemeinden müssen nun besondere Sorge tragen, dass die Bevölkerung und vor allem die Schuljugend belehrt wird und dass die Maßnahmen zur Feuerbekämpfung Beachtung finden.
Einen großen Verlust für die FFW Dietldorf stellte mit Sicherheit der Tod ihres Gründers und Vorstands Maximilian Freiherrn von Tänzl dar, der am 28.April 1921 nach einem Schlaganfall verschied. Seine Nachfolge tritt der Sohn Philipp von Tänzl an, ein ausgebildeter Jurist, der seit dem Jahr 1911 die Position des Amtsrichters in Eggenfelden innehatte. Seine Schwester Antonie würdigt ihn in ihrem Heimatbuch als einen Gönner. "durch den die Dietldorfer Feuerwehr eine besondere Fürsorge erfuhr, dass er trotz mancher Schwierigkeiten eine Motorspritze für sie erreichte." Er konnte für die FFW Dietldorf seine Verbindungen in der Kommunalpolitik als Bezirks- und Gemeinderat, aber auch als zweiter Bürgermeister nützen. Er hatte ein großes Verständnis für Volksfeste, war leutselig und eine fröhliche Natur. Im Verein übernahm er selbst Referate über das Feuerwehrwesen.
Als besonders brandarm wird die Zeit nach 1920, besonders das Jahr 1923 gelobt. Der Grund dafür wird darin gesehen, das einmal der Sommer sehr regenreich war, zum anderen aber auch in der Tatsache der Inflation; d.h. die Ausbezahlung der Versicherung entwertet sich sehr rasch. Das vermutet Wolfgang Kunath in seinen Nachforschungen über das "Feuerwehrwesen in Bayern rechts des Rheins".
Interessanterweise nehmen im darauffolgendem Jahr 1924 ganz allgemein die Brände zu als jetzt eine Vollversicherung möglich wurde. (Zufall oder des Menschen Wirken ???)
Hohe Erwartungen stellt in dieser Zeit der Landesverband an seine Wehrmänner, wenn er um 1025 herausstellt, dass die FFW unentgeltlich ihren Dienst leistet, aus Motiven der Nächstenliebe heraus. Die Uniformen müssen aus eigenen Mitteln bestritten werden. Die Pflege der Geselligkeit zeigt sich beispielsweise in der Teilnahme an Festen, so z.B. am Festzug in Burglengenfeld anlässlich des 60jährigen Gründungsfestes am 5.9.1926.
In die etwas ruhige Zeit der 20er Jahre fällt die Brandkatastrophe am Meilerhof, als das Anwesen des Gütlers Josef Still gänzlich Opfer der Flammen wurde. Ein unsachgemäß angelegter Kamin wird im Brandprotokoll als Ursache erwähnt, dass Kleider, die neben dem Kamin lagen, zu glimmen anfangen konnten. Mit Ausnahme von 2 Betten wurde das gesamte Möbilar vernichtet. Der dadurch entstandene Schaden wurde mit insgesamt 7700,00 Mark beziffert. Das bedeutet den Ruin für den Gürtler, der zum einen unterversichert war, zum anderen in einer schweren Notlage war, da er hohe Arztkosten für eine Operation zu begleichen hatte; zudem im Stall ein Pferd und zwei Schweine verendet waren.
Mit dem darauffolgendem Jahr 1928 ist eine Straffung der Organisationsarbeit in der Dietldorfer Feuerwehr zu beobachten, die sich vor allem in einer sehr umfassenden und klaren Schriftführung des damaligen Lehrers Gleißner zeigt, der im Verein die Aufgabe des Schriftführers und Kassier innehatte. Die Versammlung vom 8.1.1928 zeigt eine exakte Tagesordnung und klare wegweisende Beschlüsse, die hier exemplarisch aufgezeigt werden sollen:

Versammlungsablauf:
    Begrüßung - Totengedenken - Alarmordnung - Uniformen - Kassenberichte - Einsatzbericht, Wünsche , Anregungen - Beschlüsse

Alarmordnung:
    a)Brand im Dorf: alle Glocken
    b)Brand auswärts: große Glocke
    c)Anforderung der Bezirksautospritze ist Sache des Kommandanten

Uniformen:
    a)Mindestanschaffung einer Mütze
    b)wegen der Uniform Kontaktaufnahme mit einem Schneidermeister

Beschluss

    Abhaltung einer Christbaumversteigerung
Die Ausstattung unserer Wehr mit Uniformen wird im Verwaltungsrat am 20.1.1929 beschlossen, wie folgt: "Dem Schneidermeister Schießl in Kallmünz wird die Anfertigung der Uniformen übergeben. Jeder Bezieher einer Uniform hat als Mindestbeitrag zur Uniformkasse ab 1.2.1928 monatlich 1 MK zu entrichten . Falls er drei Monate lang eine Rate nicht bezahlt, bleibt die Uniform Eigentum der Freiwilligen Feuerwehr Dietldorf und muss wieder zurückgegeben werden." In einem Versammlungsbeschluss des Jahres 1930 wird pro Uniform allerdings ein Zuschuss von 3 MK gewährt.

Fest zupacken heißt es für die Wehrmänner am Sonntag, dem 30.10.1932 um 11.oo Uhr, als nach dem Gottesdienst Feuer in der Scheune des Anwesens Knaus Alois ausbricht."Am fraglichen Tag waren Mannspersonen von Rohrbach mit Fahrrädern beim Gottesdienst. Vielleicht haben am Heimweg wieder welche Burschen in diesem windstillen Raum Rauchwaren angezündet oder dort ihre Notdurft verrichtet und brennende Rauchwaren bei sich gehabt, auf welche Weise der Brand verursacht worden sein kann."
Schaden: 150Ztr.Stroh, 60Ztr.Heu, 20Ztr.Kleeheu, eine Häckselmaschine, eine Windmühle, eine Futterschneidmaschine, eine Egge.
Einen Tag vor Heilig Abend 1933: Feueralarm in Machtlwies: Während des Brotbackens steht um9.45 Uhr der Backofen im Anwesen Söllner in Flammen, die aber vom Besitzer gelöscht werden können.
In diesem Jahr geht auch die Ära der alten Saug- und Druckspritze aus dem Jahr 1874 zu Ende. Fast 60 Jahre hatte sie ihren Dienst getan.

   

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